Tokyo Compression
Die Politik des Blicks und insbesondere der Blick auf das Leiden anderer steht im Mittelpunkt von Wolfs ungeschminkter Fotoserie. Die Arbeit regt nicht nur zu einer Reflexion über das vor uns liegende Unbehagen an, sondern auch zu einer Selbstreflexion über unsere eigene Position als Betrachter. Mit Stadtbewohnern, die in Zuständen klaustrophobischer Qualen gefangen sind, deren verängstigte Gesichter gegen die Glasscheibe gepresst werden, wirkt das Trennfenster wie eine buchstäbliche Verstärkung der ‘Andersartigkeit’ der Pendler, eine stets präsente Erinnerung daran, dass wir frei sind und sie – wenn auch nur vorübergehend – nicht. Es ist eine Dynamik, die eine beunruhigende Symbiose eingeht – Unsere Zuschauerschaft hängt von ihrer Versachlichung ab, unsere Vermittlung von ihrer Verstrickung. Wir begegnen daher ihrer Enge mit einer unbequemen Distanz. Die Pendler repräsentieren einen Zustand, der real und gleichzeitig distanziert ist.