
Mit der Ausstellung Ellen von Unwerth präsentiert die Christophe Guye Galerie erstmals in der Schweiz das Werk einer Künstlerin, die wie kaum eine andere die Grenzen zwischen Mode, Porträt und zeitgenössischer Kunstfotografie erweitert hat. Seit den späten 1980er-Jahren prägt Ellen von Unwerth (1954, Frankfurt am Main) mit ihrem unverkennbaren Stil eine visuelle Sprache, die das Verhältnis von Weiblichkeit, Blick und Inszenierung neu definiert. Ausgehend von ihrer eigenen Erfahrung als Model entwickelte von Unwerth eine fotografische Haltung, die das klassische Machtverhältnis zwischen Kamera und Subjekt unterwandert. Ihre Frauen sind nicht Objekte, sondern Akteurinnen – selbstbewusst, humorvoll, verführerisch und in Kontrolle über ihre Darstellung. Dieser Perspektivwechsel verlieh der Modefotografie eine bis dahin ungewohnte Lebendigkeit, Spontaneität und Leichtigkeit. Von Unwerths Arbeiten erscheinen oft wie filmische Szenen, in denen Erzählung, Pose und Zufall aufeinandertreffen. Sie bewegt sich dabei selbstverständlich zwischen kommerziellem Auftrag und künstlerischer Autonomie. In diesem Spannungsfeld entstehen Bilder, die glamourös und zugleich kritisch sind – Ausdruck einer Haltung, die das Spielerische als Form der Freiheit versteht.
Die Ausstellung in Zürich vereint zentrale Werkgruppen aus unterschiedlichen Schaffensphasen und zeigt die Spannweite ihres Œuvres: von ikonischen grossformatigen Prints bis hin zu einer grossen Anzahl bislang nie gezeigter Vintage Prints. Ein besonderer Fokus liegt auf einer exklusiv zusammengestellten Auswahl originaler Polaroids, die erstmals präsentiert werden. Diese Unikate fungieren nicht nur als visuelle Notizen, sondern auch als eigenständige Kunstwerke, in denen sich Intuition, Komposition und Bildfindung in direkter, ungebändigter Form zeigen. Ellen von Unwerths Fotografien sind heute Teil des kollektiven Bildgedächtnisses. Sie wurden in führenden Museen und Institutionen weltweit gezeigt – darunter im Maison Européenne de la Photographie (MEP), Paris; in den Deichtorhallen, Hamburg; im Fotomuseum Winterthur; im Foam, Amsterdam; der National Portrait Gallery, London; und dem Museum of Contemporary Art, North Miami um nur einige zu nennen – und erscheinen regelmässig in internationalen Publikationen und Retrospektiven.
Mit dieser ersten Einzelausstellung in der Schweiz würdigt die Christophe Guye Galerie eine Künstlerin, deren Werk längst über den Kontext der Mode hinausweist. Ellen von Unwerths Fotografie steht für ein befreites, selbstbewusstes und zugleich zutiefst ästhetisches Verständnis von Bild, Körper und Identität – und behauptet ihren Platz im Kanon der zeitgenössischen Fotokunst.