Still Untitled
Stillleben zeigen metaphorisch die Vergänglichkeit und die von Menschenhand herbeigeführten Interventionen und Änderungen des Schicksals auf. Schon länger setzt sich Brigitte Lustenberger mit dem Thema der Vergänglichkeit auseinander – und zwar auf mehreren Ebenen. Da steht einerseits das Auswählen, das Inszenieren, das Beobachten beim 'Vergehen und Verwelken' der Gegenstände und das Fotografien, das Bannen auf Negativ, das dem Innehalten eines Augenblickes gleichkommt. So sinniert Lustenberger über das Leben und den Tod, unsere Vergänglichkeit – und arbeitet ihr entgegen, indem sie versucht dem Verfall (auf fotografische Art und Weise) entgegenzuwirken. Andererseits setzt sie sich intensiv mit dem Medium der Fotografie auseinander. Die Fotografie scheint die Vergänglichkeit aufzuhalten, weil sie Augenblicke festhält und scheinbar der Vergänglichkeit entreisst. Doch diese festgehaltenen Augenblicke sind schlussendlich nur die Repräsentationen des Vergangenen – ein (vermeintlicher) Abdruck eines Gegenstandes oder eines Geschehens. Dass alle ihre Fotografien in analoger Weise entstehen (Negativ und Fotografieabzug) ist daher gut verständlich. Das Licht hinterlässt einen 'Abdruck' auf dem Negativ, der dann wieder mittels einer Lichtquelle auf Fotopapier hinterlassen wird. Bei der digitalen Fotografie zeichnet zwar das Licht noch immer auf dem digitalen Chip, doch sobald das Bild weiterverarbeitet wird, wird es in binäre Codes übersetzt und die sichtbare Spur des Lichtes verschwindet in Nullen und Einsen. Sie arbeitet vornehmlich mit vorhandenem Licht, d.h. dass sie nur mit Fensterlicht arbeitete. Die Belichtungszeiten sind oft sehr lang, zwischen einer viertel Sekunde bis zu mehreren Minuten. Dies ergibt ein feines Licht, das die Sujets aus dem Dunkeln herausholt: das Licht zeichnet und malt – eine Hommage an die analoge Fotografie. Der Prozess des Spuren-hinterlassen auf dem Negativ wird so zur eigenen intensiven Erfahrung.