You Can Have it All
Karla Hiraldo Voleau nutzt die Mittel der Fotografie und der Performance, um ihren eigenen Körper, ihre Intimität und ihr Begehren radikal zu untersuchen. Autobiografische Ereignisse bilden oft den Ausgangspunkt für eine schonungslose Selbstbefragung. You Can Have It All (2019, 2024) nimmt einen Brief, den die Künstlerin an ihr fünfjähriges Ich schrieb, zum Anlass, über Liebesbeziehungen, Selbstakzeptanz und Emanzipation von gesellschaftlichen Erwartungen nachzudenken. In Form eines visuellen Tagebuchs dokumentiert die Künstlerin eine Solo-Reise nach Griechenland und nutzt die performative Aneignung ihres eigenen Aussehens, um das durch Körperdysmorphie verursachte Leiden anzusprechen und sich davon zu befreien.
Der zweite Teil der Arbeit, der als Antwort auf ihr jüngeres Ich gelesen werden kann, dokumentiert den Heilungsprozess fünf Jahre später, nach dem Scheitern einer Liebesbeziehung. Die Ausübung verschiedener transformativer und spiritueller Rituale wird zu einer Zone der Konfrontation und bietet die Möglichkeit, sich den eigenen Gefühlen und Ängsten zu stellen. Durch die Einbeziehung dieser Praktiken verleiht die Fotoserie auch verloren gegangenem Wissen, das oft als Hexerei verunglimpft wird, im Sinne eines feministischen Empowerments neue Sichtbarkeit. - Jana H. Haeckel