A few days more
Seba Kurtis Serie 'Ein paar Tage mehr' zeigt Bilder, die ägyptische Einwanderer an der Küste Nordafrikas erwarten, und die zunehmenden Reiserisiken aufgrund der längeren Reise über das Mittelmeer, die durch die italienische Politik der geschlossenen Grenzen verursacht wird. Für diese Serie wählte Kurtis [...], um die Kammer der Kamera zu öffnen, während er einige spezifische Aufnahmen machte. Anstatt das gesamte Material zu solarisieren, enthält das Projekt einige teilweise oder fast vollständig vernebelte Bilder zusammen mit Kopien unbeschädigter Negative. Paradoxerweise sind unbeschädigte Bilder hauptsächlich Darstellungen von beschädigten Objekten (z.B. ein vom Wetter verschlissener Sonnenschirm, in dem die Einwanderer auf ihr Schiff warten). Diese Fotoserie stellt einen inhomogenen Korpus dar, in dem das abstrakte Bild eines fast vollständig vernebelten Bildes mit einer beunruhigenden Auslöschung des Gesichts eines Porträts aufgrund einer partiellen Solarisation oder der Darstellung beschädigter Objekte in unzerstörten Bildern koexistiert. [...] Das Wechselspiel zwischen Beschädigung und Nichtbeschädigung, sowohl der Negative als auch der porträtierten Objekte, legt die Existenz unterschiedlicher Regime für die technischen Geräte nahe. Die staatliche Verwaltung der Migranten bestimmt durch den 'richtigen Gebrauch' der technischen Geräte, welche Leben wertvoll sind und welche nicht, welche Körper wichtig sind und welche nicht. Im Gegenteil, das solarisierte Gesicht eines wartenden Migranten, der vor einem ikonischen westlichen Softdrink-Poster steht, ist ein beredtes Beispiel für das Zögern der Indexizität und für die Unschärfe der fotografischen Identifikation, um irreguläre Migration darzustellen'.
– Agustin Berti und Andrea Torrano, Politik der (Un)Dokumentierten, 2014