Christophe Guye Galerie
Stéphane Couturier – Christophe Guye Galerie

Die Ausstellung vereint zwei zentrale Werkgruppen von Stéphane Couturier und umfasst 13 fotografische Arbeiten, teilweise in grossformatigen Dimensionen, sowie eine übergrosse Tapisserie-Arbeit.


Im Zentrum steht die Serie E1027+123, entstanden zwischen 2021 und 2024 in der Villa E-1027 von Eileen Gray an der Côte d’Azur. Couturier versteht Architektur nicht als statisches Objekt, sondern als dynamischen Bildraum, der von historischen, räumlichen und materiellen Schichten geprägt ist. In der Villa treffen Eileen Grays radikal moderne Raumkonzepte auf die späteren, lange umstrittenen Eingriffe von Le Corbusier und bilden ein komplexes Geflecht aus Perspektiven, Farben und Strukturen. Diese Überlagerungen bilden die konzeptuelle Grundlage von Couturiers fotografischer Praxis.


Zentral für seine Arbeitsweise ist eine präzise entwickelte Bildkomposition, die auf digitaler Überlagerung, Fragmentierung und bewusster Verschiebung beruht. Couturier kombiniert zwei fotografische Ansichten desselben Ortes zu einer neu konstruierten Bildrealität, in der sich Perspektiven, Oberflächen und Farbfelder gegenseitig durchdringen. Die daraus entstehenden Arbeiten sind dichte, vielschichtige Kompositionen, die zwischen fotografischer Präzision und malerischer Abstraktion oszillieren. Architektur wird nicht dokumentiert, sondern analytisch zerlegt und neu zusammengesetzt.


Die Serie E1027+123 wurde von Juli bis Oktober 2025 in monumentaler Präsentation bei den Rencontres d’Arles gezeigt. Die in dieser Ausstellung präsentierte übergrosse Tapisserie-Arbeit überträgt Couturiers fotografische Bildsprache konsequent in ein textiles Medium und macht die Komplexität seiner Kompositionen physisch erfahrbar. Zugleich verweist sie auf die intensive Auseinandersetzung mit Textilien, die sowohl Eileen Gray als auch Le Corbusier im Verlauf ihrer Karrieren betrieben haben.


Seit 2020 verbindet Couturier in seiner Forschung das fotografische Medium mit Textilien und entwickelt zeitgenössische Tapisserien. Im Jahr 2024 wurde er als Gewinner eines offenen Projektwettbewerbs ausgewählt, zwei Tapisserien anlässlich des 800-jährigen Jubiläums der Kathedrale von Beauvais zu realisieren, initiiert vom Mobilier National.


Ergänzt wird die Ausstellung durch neue Arbeiten zum Le Corbusier Pavillon in Zürich, die Couturier exklusiv für diese Präsentation realisiert hat. Auch hier konzentriert er sich weniger auf architektonische Ikonografie als auf strukturelle Logik, Materialität und rhythmische Spannung. Durch Überlagerung und Verdichtung transformiert er den Pavillon in abstrakte Bildräume, die sich einer eindeutigen räumlichen Lesbarkeit entziehen und stattdessen eine intensive visuelle Erfahrung erzeugen.


Stéphane Couturier (*1957, Neuilly-sur-Seine) gilt als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Fotografen an der Schnittstelle von Architektur und Bildkonstruktion. Seit den frühen 1990er-Jahren entwickelt er ein konsequent konzeptuelles Werk, in dem Fotografie als konstruktives und analytisches Medium eingesetzt wird. Seine Praxis zeichnet sich durch die enge Verbindung von fotografischer Beobachtung und digitaler Bildkomposition aus und erweitert die Architekturfotografie um eine eigenständige bildnerische Sprache.


Couturiers Arbeiten wurden international in bedeutenden Institutionen gezeigt, darunter das Centre Pompidou, Paris, dem Maison Européenne de la Photographie, Paris, das Musée de l’Elysée, Lausanne, das Art Institute of Chicago, das Los Angeles County Museum of Art sowie die Rencontres d’Arles. Seine Werke befinden sich in zahlreichen wichtigen öffentlichen und privaten Sammlungen weltweit. Er ist Träger des Prix Niépce.