Die Fotografin Rinko Kawauchi (1972-), die für ihre ausdrucksstarke Gestaltung mit sanften, lichtdurchfluteten Farben bekannt ist, hat bereits in ihren frühesten Arbeiten das Geheimnis, die Ausstrahlung, die Zerbrechlichkeit und die Kraft des Lebens in all seinen Formen enthüllt. Ihr Blick fällt gleichermaßen auf die zerbrechlichen und zarten Wesen in ihrer unmittelbaren Umgebung, seien es Flora und Fauna oder Familienmitglieder, wie auch auf die gewaltigen Gebilde der Erde, wie Vulkane und Gletscher, die in langen Äonen entstanden sind. Die einzigartige Sensibilität, die ihren Fotografien zugrunde liegt, macht die Verbindungen zwischen diesen Motiven sichtbar, die alle mit dem gleichen vitalen Glanz schimmern. Dies ist ihre erste große Ausstellung in Japan seit sechs Jahren, in der die Essenz von Kawauchis Oeuvre anhand von Arbeiten aus dem letzten Jahrzehnt in Kombination mit nie zuvor gezeigten Bildern aus ihrem Archiv gezeigt wird.
M/E, das Hauptthema dieser Ausstellung und Inspiration für den Titel, ist eine neue Serie, die Kawauchi 2019 zu fotografieren begann. Die Buchstaben stehen für "Mutter" und "Erde", die sich zusammen zu "Mutter Erde" und "Ich" fügen. Auf den ersten Blick mögen die Bilder der Serie von den Vulkanen und Eisschollen Islands und den Schneelandschaften Hokkaidos weit entfernt und ohne Bezug zu den Alltagsszenen der COVID-19-Pandemie erscheinen, denen sie gegenübergestellt werden. Beide Bildtypen zeigen jedoch Ereignisse, die sich derzeit auf unserem Planeten abspielen, und Kawauchis künstlerisches Können macht uns auf die Verbindung zwischen ihnen aufmerksam. M/E lädt den Betrachter ein, eine Reihe von Fragen über die Funktionsweise des menschlichen Lebens und unsere Beziehung zur Natur zu überdenken.
