Seit seiner Erfindung im Jahr 2007 hat das Smartphone innerhalb kürzester Zeit weltweit unsere Kommunikation und Mediennutzung revolutioniert und ist zum unverzichtbaren Bestandteil unseres Lebens avanciert. Fast zwei Jahrzehnte nach dieser disruptiven technologischen Neuerung fragt die neue Ausstellung der Alexander Tutsek-Stiftung mit dem Titel The World in My Hand nach den Spuren des Smartphones in der zeitgenössischen Kunst. Rund 50 Werke von 35 Künstler*innen sind in der BlackBox zu sehen und umfassen vorrangig Skulpturen mit Glas und zeitgenössische Fotografie. Einige der ausgestellten Künstler*innen sind weltbekannt, wie Erwin Eisch, Karin Sander, Cornelia Parker, Edward Burtynsky, Ai Weiwei oder Julian Opie. Andere sind noch junge Entdeckungen.
The World in My Hand zeigt das Smartphone als Gegenstand und ästhetisches Ausgangsobjekt für künstlerisches Schaffen, und sie erzählt von den gesellschaftlichen Debatten, die die vielfältige Nutzung von Smartphones mit sich bringt: Vom Always-On Medienkonsum bis zum Digital-Detox, vom Swipen und Matchen bis Ghosten und Sperren, von der Sprachverkümmerung bis zum lnformationsüberfluß, vom Rohstoff-Raubbau bis zum Statussymbol.
Der überwiegende Teil der Ausstellungsobjekte sind Leihgaben aus aller Welt. Fünf Werke stammen aus der Sammlung der Stiftung (Erwin Eischs Skulpturen Im Traum höre ich die Gräser wachsen …, Daumen, Windlicht sowie Alejandra Seebers Speech Bubbles und Ariane Forkel Casanovas Kabinett) und zwei Skulpturen mit Glas wurden für die Ausstellung angekauft (Jeffrey Sarmientos Arbeit Encyclopaedia Warp und Shige Fujishiros McDonald’s – BurgerKing).
Die beiden Kurator*innen, Dr. Jörg Garbrecht und Katharina Wenkler haben für die Ausstellung einen erzählerischen Ansatz gewählt. Sie fassen verschiedene Aspekte und Debatten rund um das Smartphone in acht Kapiteln zusammen, die von der Geburtsstunde des technischen Begleiters über den charakteristischen Touchscreen bis zur Ort- und Zeitkontraktion reichen, die das Smartphone ermöglicht. Ganz persönliche Erfahrungsmomente – wie Ai Weiweis Selfie im Augenblick seiner Festnahme oder Sergey Melnitchenkos Fotografie von seinem Sohn während eines Blackouts in Kiew – scheinen ebenso auf wie die Themen Selbstwahrnehmung und Selbstinszenierung, umgesetzt in der Skulptur aus Glas Stability von Julija Pociūtė. Weitere Sujets sind die Sehnsucht nach Liebe wie z.B. bei Ariane Forkels Casanovas Kabinett oder John Yuyis Tinder Match und die Komplexität von Kommunikation bei James Akers oder Alejandra Seeber bis hin zum Smartphone als Kommunikationsmittel während der pandemiebedingten Isolation in den Arbeiten von George McLeod. Auch das Thema Rohstoff findet Beachtung in Edward Burtynskys Fotografie von Lithiumfeldern in der Atacama Wüste.