Roger the Rat
Surreal, raffiniert, verstörend: Roger Ballen hat sich mit seinem besonderen Auge für das Minoritäre, Abseitige, aber dennoch Tiefgreifende und Berührende einen Namen gemacht. Die dokumentarische Kraft der Kamera verschmilzt in seiner Hand mit der ingeniösen Kraft seiner Imagination, um in die Seele des Menschen zu blicken und den Betrachtenden unter die Haut zu gehen. Sein neues, aufwendig von 2015 bis 2020 produziertes Projekt ist Roger the Rat. In bedrückend scharfen Schwarz-Weiß-Aufnahmen verfolgt er das Leben einer Kreatur, deren Körper als Mensch, aber mit dem Kopf einer Ratte in Erscheinung tritt. Bild für Bild wird man Zeuge von Szenen, die dekonstruiert und ihrem alltäglichen Gestus entrissen verdrängt Aspekte der menschlichen Existenz offenbaren.
Asylum of the Birds
Der in Amerika geborene Fotograf Roger Ballen gilt als einer der originellsten Bildermacher des 21. Jahrhunderts und lebt und arbeitet seit vier Jahrzehnten in Südafrika. 'Asylum of the Birds' spielt in einem provisorischen Haus am Rande von Johannesburg, einem Ort, der von Individuen am absoluten Rand der Gesellschaft bewohnt wird. An diesem anarchischen Ort arbeiten die menschlichen und tierischen Bewohner als Ballens Besetzung in einer fortlaufenden Serie von quasi-direktionalen Performances zusammen. Während wir Ballens mehrschichtige Unterwelt betreten, stossen die Bilder unseren Blick ab und entführen uns in eine noch dunklere Traumwelt, die der Ängste in unserer eigenen Fantasie. Die allgegenwärtigen Vögel, sowohl lebende als auch tote, signalisieren eine an Hitchcock erinnernde Andeutung und suggerieren gleichzeitig Hoffnung und Freiheit. Das Wort 'Asyl' könnte zwar als Ort des Irrsinns definiert werden, es suggeriert aber auch Zuflucht und bleibt als Metapher für die Erlösung in unserem Gedächtnis haften.
'Meine Aufgabe beim Fotografieren in den letzten vierzig Jahren bestand letztlich darin, mich selbst zu definieren. Es war im Grunde eine psychologische und existenzielle Reise.' - Roger Ballen